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Ein Ausflug in die 175
km entfernte Stadt Granada führt in knapp 2 Stunden
über die sehr gut ausgebaute A
357 / A 359 / A-92
Granada auf
dem natürlichen Gebirgsausläufer der Sierra Nevada erbaut,
liegt als malerisches Landschaftsbild eingebettet zwischen
den Hügeln am Fuße eines überragenden Panoramas, von
dem Reisende auf eine prächtige Stadt herabblicken,
deren Straßen und Flüsse,
Rio Genil und Rio Darro, sich in fruchtbaren
Niederungen und grünen Auen verlieren. Der moderne christliche
Stadtteil liegt in der Ebene, die maurischen Viertel
auf den Hügeln.
Die Geschichte reicht zurück bis zu einer iberischen
Siedlung und bis zur römischen Kolonie lliberis auf
dem Albayzin. Jedoch ist ausschlaggebend für
das kulturelle Erbe dieser Stadt die Anwesenheit der
Araber, beginnend im
Jahre 713. Die Truppen des Berbergenerals Tarik
nahmen das Gebiet zwischen den beiden Hügeln Alhambra
und Albayzin ein. Granada gehörte dem Kalifat
Cordoba an und wurde nach dessen Zerfall, im
Jahre 1013, ein
unabhängiges Taifa-Königreich, regiert durch
die Ziriden. In dieser Zeit entstand die Befestigungsmauer,
es wurden großartige Bäder errichtet und der Flussübergang
Puente del Cadi. Obwohl Granada von ständigen
inneren Machtkämpfen heimgesucht wurde, dehnte
sich die Stadt weiter aus und entwickelte ihre Kultur.
Im 12. Jahrhundert wurde das Kanalisationsnetz angelegt. Granada
war die Hauptstadt des letzten islamischen Königreiches
in Spanien, wo Mohammedaner, Juden und Christen gemeinsam
lebten. Ihre absolute Glanzzeit beginnend im Jahre 1238,
erlebte sie unter der 250-jährigen Dynastie der Nasriden, den Nazaräern. Der Gründer
der Dynastie, der Maure Mohammed ibn Jusuf inb Nasr
sah sich als Nachfolger Christi,
machte sich zum Vasallen des christlichen Königs
und verbündete sich gegen die muslimischen Glaubensbrüder.
Die Nasriden bauten
die Paläste der Alhambra während der gesamten
Herrschaft auf und aus, eines der schönsten Baudenkmäler,
die je geschaffen wurden. Jedoch ohne klare Form, ohne
große architektonische Geste
„aus einem Gruß“, eher steckt ihr Reiz in ihrer
labyrinthischen Unübersichtlichkeit. Damals führte sie
einen arabischen Namen:
Al-Médinat al-hambrá, „rote Burg“. Granada wurde
zur blühendsten und einflussreichsten Stadt der damaligen
Zeit. Im 15. Jahrhundert machten sich die christlichen
Herrscher die dynastischen Fehden der Nasriden
zunutze und zerschlugen endgültig am 2.1.1492 die maurische
Herrschaft auf der iberischen Halbinsel. Nach 8 Jahrhunderten.
Die Alhambra überlebte, jedoch wurde die innerhalb der Mauern gebaute Mezquita, die Moschee, abgerissen. Von
1523 bis 1703 entstand unter Anordnung des jungen Kaisers
Karl V ein monumentaler Renaissance-Bau neben
der grazilen maurischen Palastarchitektur. Die Catedral
beherbergt die Capilla Real, die
königliche Kapelle, die 1520 in isabellinischer Spätgotik
erbaut wurde. Sie beherbergt Kunstwerke von höchstem
Rang, u.a. Bilder aus der privaten Gemäldesammlung von
Königin Isabella.
Auch die Gartenanlagen und das
im Jahre 1319 erbaute Lustschloss überlebten,
die sog. Generalife. Der Name entstand aus Yannat
al-Arif, was soviel bedeutet wie „Garten des Architekten“.
Der
Palast ist umgeben
von zauberhaften Terrassengärten, in denen man auf Schritt
und Tritt auf das Murmeln und Plätschern von Wasser
stößt. Hier finden auf der Bühne des Freilichttheaters
im Sommer internationale Musik-, Ballett- und Theaterfestspiele
statt.
Nebenan erhebt sich eine der bedeutendsten Renaissance-Kirchen
Andalusiens, die Catedral Santa Maria de la Encarnación.
Im 15. Jahrhundert wurde mit dem Bau der einzigen
gotischen Kirche im Königreich Granada begonnen.
Gegenüber befindet sich der Palacio de Madraza. Entstanden
als erste arabische Universidad de Yusuf I, diente
der Palast später als Börse, dann als Stadtverwaltung
und inzwischen ist er ein Nebengebäude der Universität,
wo Kulturveranstaltungen, Kongresse und Ausstellungen
stattfinden. Nicht nur auf Schriftsteller wie Victor
Hugo, Alexandre Dumas, Washington Irving übte Granada
einen unwiderstehlichen Reiz aus.
Das einstige Markt- und Ladenviertel, die Alcaiceria,
ist heute mit seinen vielen Souvenirläden
Anziehungspunkt für alle kauffreudigen Besucher.
Authentischer ist die ständige handwerkliche Verkaufsausstellung
Artespana. Sie befindet
sich in einem Bogengebäude, das Corral de Carbón,
das die Mauren hinterließen. Es handelt sich um
das älteste Bauwerk dieser Kultur und war zunächst Tummelplatz
der Händler, eine arabische Karawanserei. Von den Christen
wurde es zum Theater umgebaut,
und nun ist es zurückversetzt in die ursprüngliche
Bestimmung.
Die besten Einkaufsmöglichkeiten für Mode und Lifestyle
befinden sich im Kern des Einkaufsviertels, die Gran
Via de Colon, die Calle Reyes Católicos, die
Calle Recogidas.
Und natürlich bieten die Grandadiner
ein umfangreiches Fest- und Spaß-Programm an.
Denn Feiern ist für sie Lebenselexier.
Der andalusische Festkalender wird eröffnet jährlich
am 2.1., dem Tag der Rückeroberung durch die Christen.
Im Rahmen einer prächtigen Prozession ziehen besonders
gern junge Mädchen zum Turm Torre de la Vela, dem
Bergfried der Alhambra. Der Überlieferung nach
werden die teilnehmenden Mädchen noch im gleichen Jahr
einen Bräutigam finden.
Vielfach sind die fröhlichen Feste angelehnt an Gedenktage
katholischen Ursprungs. Im Februar findet die Wallfahrt
zu Ehren des Stadtpatrons und erster Bischof von Granada,
San Cecilio,
zur Abtei Abadia statt,
mit freier Besichtigung der unter der Kirche liegenden
Katakomben. Hier musste Santo Cecilio schwerste
Märtyrerqualen erdulden.
Die Semana Santa, von Palmsonntag bis Ostersonntag,
wird hier eher andächtig-still gefeiert. Mit wunderschönen
sehr wertvollen, barocken, riesengroßen Tragealtären ziehen die Prozessionen durch die überfüllten Straßen. Am 3. Mai, Dia
de la Cruz, dem Tag der Maikreuze werden überall
prunkvoll geschmückte Kreuze errichtet und fröhlich
gefeiert. Überall werden Fenster und Balkone geschmückt.
An
Fronleichnam, Mitte Juni, wird Corpus Christi gefeiert,
zeitgleich mit der Feria, dem Volksfest oder
Kirmes. Wunderschön ist es anzusehen, wenn der Weg der
aufwändigen Prozession über einen Teppich aus
Blumen und duftenden Kräutern führt. Spektakulär ist
der Aufmarsch von Offiziersmitgliedern, Gemeinde- sowie
Ordensbrüdern und auch der Polzei. Reiter zeigen ihre
Kunststücke; Kinderpärchen hoch zu Roß, verkleidet als
Prinzenpaare, sind Schauspiele, die einfach entzücken.
In den Patios, Zelten und Bars wird die ganze Nacht
über getanzt und gefeiert. Das ganze Jahr über werden
bedeutende kulturelle Ereignisse angeboten. Einem
internationalen
Theaterfestival im Mai im Teatro Manuel de
Falla folgt im Juni und Juli in der Alhambra
ein internationales Tanz- und Musikfestival. Im
Oktober und November findet das alljährliche internationale
Jazzfestival statt.
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